
🎙️ Gelesen von mir - für dich.
Wenn du magst, schenk dir einen ruhigen Moment und hör dir diesen Beitrag von mir vorgelesen an. Lehn dich zurück, klick auf Play - und lass dich mitnehmen.
Es gab eine Zeit, da konnte ich nicht mehr unterscheiden:
Was fühlte ich wirklich – und was war nur übernommen?
Welche Wünsche waren meine – und welche hatte ich verinnerlicht, weil sie „vernünftig“, „richtig“ oder „anerkannt“ waren?
Neulich saß ich im Auto – allein, ohne Kindergeplapper, ohne To-do-Liste – und da war plötzlich dieses Lied im Radio.
Kennst du das, wenn dich ein paar Töne direkt an eine frühere Version von dir erinnern?
Ich spürte, wie sich mein Herz zusammenzog.
Nicht vor Schmerz – eher vor Wehmut.
So, als würde ein Teil von mir anklopfen und sagen: „Hallo, erinnerst du dich noch an mich?“
Und ich dachte nur:
Wie oft habe ich mich eigentlich selbst vergessen?
Ich hab mich früh angepasst – und lange nicht gefragt, ob das überhaupt meins ist
Ich bin in der ehemaligen DDR geboren – und wenn ich ehrlich bin, hat mich das mehr geprägt, als ich lange wahrhaben wollte.
Das System war klar, strukturiert – und nicht unbedingt auf Individualität ausgelegt.
Ich habe früh gelernt, was es bedeutet, sich anzupassen. Nicht „aufzufallen“. Nicht aus der Reihe zu tanzen.
Als Kind kannst du dich noch nicht wehren. Du vertraust den Erwachsenen, passt dich an.
Und oft geschieht das nicht aus Bosheit – sondern einfach, weil es so „läuft“ und weil sie es nicht anders kennen.
Aber das hinterlässt Spuren.
Ich wurde zu einem Mädchen, das gut funktioniert, das spürt, was von außen erwartet wird – und es erfüllt.
Schon früh war ich angepasst, freundlich, pflichtbewusst.
Und habe dabei immer mehr verlernt, was ich eigentlich will.
Ob es mir guttut, fragte ich selten.
Denn dafür braucht es innere Freiheit – und die hatte ich noch nicht.
Diese Prägung hat mich lange begleitet.
Sie trug sich weiter – durch die Jugend, ins junge Erwachsenenleben, und hinein in mein Muttersein.
Und erst da, mit einem kleinen Wesen an meiner Seite, begann mein inneres Aufwachen.
Als ich Mutter wurde, begann etwas in mir zu bröckeln
Und dann kam dieser Moment, in dem ich selbst Mutter wurde.
Du kennst das sicher – diese Phase, in der alles neu, wunderschön und gleichzeitig vollkommen überfordernd ist.
Ich war müde. Glücklich. Überrollt.
Und ich wollte alles richtig machen.
(Wer auch immer das bitte definiert hat, dieses „richtig“.)
Ich weiß noch, wie meine Tochter mich anschaute – mit einem Blick, so klar und echt, dass es in mir etwas aufrüttelte.
Sie hat mich gespiegelt.
Getriggert.
Und gleichzeitig wachgerüttelt.
Plötzlich war da jemand, der mich ganz und gar brauchte.
Ich wollte sie begleiten in ein Leben voller Echtheit, Stärke und Mut.
Doch wie konnte ich das tun, wenn ich selbst nicht wusste, wer ich war?
Ich spürte:
Wenn ich nicht bereit bin, mein Schneckenhaus zu verlassen, werde ich ihr meine Muster weitergeben.
Dieses Angepasst-Sein.
Dieses Funktionieren.
Aber ich wollte ihr das nicht mit auf den Weg geben.
Ich wollte, dass sie sich traut, anders zu sein.
Sich selbst treu zu bleiben. Stark, feinfühlig, mutig.
Und um das zu können, musste ich selbst lernen, ich zu sein.

Was mich wirklich davon abgehalten hat, ich selbst zu sein
Ich hab viel darüber nachgedacht.
In stillen Nächten. Beim Spazierengehen. Beim Wäschelegen (ja, auch da passieren manchmal große Erkenntnisse).
Und irgendwann wurde mir klar:
Es waren nicht nur die äußeren Umstände.
Nicht nur Gesellschaft, Schule, Erwartungen.
Sondern auch das, was sich tief in mich hineingeschlichen hatte – ganz subtil, aber mächtig.
1. Frühe Prägungen, die nicht meine waren
Ein Kind, das sich anpasst, ist leichter zu führen.
Und so lernte ich früh, mich zu fügen – in das System, in die Erwartungen, in das, was „richtig“ war.
Doch vieles davon war nicht meins.
Ich trug Muster weiter, die ich nie selbst gewählt hatte und stellte andere über mich:
Meine Bedürfnisse? Die können warten.
Meine Träume? Später vielleicht.
Meine Grenzen? Oft unklar und verschwommen.
Erst als ich begann, diese Stimmen zu hinterfragen, konnte ich langsam meine eigene finden.
2. Die Angst, etwas falsch zu machen
Ich war so lange auf der Suche nach „richtig“.
Nach der richtigen Entscheidung, der richtigen Begleitung für meine Kinder, dem richtigen Leben.
Aber all das hat mich davon abgehalten, meiner Intuition zu vertrauen.
Denn „richtig“ ist oft nur das, was anerkannt ist – nicht unbedingt das, was mir und meinen Liebsten guttut.
Heute erlaube ich mir, Fehler (Erfahrungen) zu machen. Denn sie führen mich näher zu mir selbst.
Und vor allem:
Die tief sitzende Überzeugung, dass ich in eine Form passen muss, um geliebt zu werden.
Eine Rolle. Ein Bild.
Aber keine lebendige, widersprüchliche, manchmal chaotische, immer fühlende Frau.
3. Die Angst, nicht zu genügen, wenn ich echt bin
Ich dachte:
Wenn ich laut bin, falle ich auf.
Wenn ich leise bin, bin ich zu unsichtbar.
Wenn ich fühle, bin ich zu sensibel.
Wenn ich mich zurückziehe, bin ich egoistisch.
Gefühlt war alles „zu viel“ oder „nicht genug“.
Ich war der festen Überzeugung, dass ich in eine Form passen muss, um geliebt zu werden.
Lange habe ich mich deshalb hinter einer Maske versteckt.
Aus Angst allein zu sein, habe ich eine Rolle übernommen, die nicht meine war.
Aber weißt du was?
Die Menschen, die bleiben, wenn du dein Herz zeigst, dein wahres Bild – das sind die Menschen,
die wirklich zählen - auch wenn es am Ende des Tages, nur noch sehr wenige sind.
Was hilft, wenn ich mich wieder selbst verloren habe?
Ich mag dir keine Tipps geben wie „mach jeden Tag 10 Minuten Journaling und alles wird gut“.
Du weißt selbst: Das Leben funktioniert nicht nach Anleitung.
Aber ich mag dir ein paar Gedanken schenken.
So, als würden wir am See sitzen. Mit einer Tasse Tee in der Hand und gemeinsam schauen wir auf das, was ist.
Erkenne die alten Stimmen – und frag dich, ob sie noch wahr sind.
Du darfst dich heute neu entscheiden.
Auch wenn du früher angepasst warst. Auch wenn du Fehler gemacht hast.
Heute bist du frei.
Nicht im Außen vielleicht – aber innen.
Und das ist der Ort, an dem alles beginnt.
Sei liebevoll mit dir, wenn du zurückfällst.
Auch heute noch falle ich manchmal zurück in mein altes, angepasstes Ich.
In Situationen, in denen alte Muster getriggert werden, in denen ich mich plötzlich klein mache oder gefallen will.
Früher wäre ich darin stecken geblieben – heute erkenne ich es schneller.
Ich merke: Oh, das bin gerade nicht ich – das ist eine alte Geschichte.
Und ich kann liebevoll den Schalter wieder umlegen.
Diese Rückfälle sind kein Versagen.
Sie sind ein Zeichen dafür, wie tief manche Prägungen sitzen.
Wie stark die Muster sind, die wir von klein auf verinnerlicht haben.
Und wie viel Mitgefühl wir mit uns selbst brauchen auf diesem Weg.

Es ist wie bei einer Schlange, die sich häutet. Schicht für Schicht.
Und manche Haut klebt halt länger.
Aber mit der Zeit: Wirst auch du einen Unterschied erkennen.
🌿 Frag dich öfter: Was brauche ich gerade wirklich?
Nicht: Was sollte ich tun.
Nicht: Was wollen die anderen.
Sondern ganz einfach: Was tut mir gut?
Und dann – ja, – dann folge dieser Antwort.
Was sich verändert hat – und was jetzt möglich ist
Heute gehe ich meinen eigenen Weg – nicht mehr den, der von mir erwartet wird.
Ich treffe Entscheidungen mit dem Herzen.
Ich lerne mich jeden Tag wieder neu kennen, nicht nach Anleitung und auch nicht in einem stundenlangen Rückzug.
Sondern mitten im Alltag.
Zwischen Brote schmieren und GutenachtGeschichten.
Zwischen Waldspaziergang und Wutanfällen (auch meinen eigenen).
Ich habe mich getraut, wieder zu fühlen.
Mich zu zeigen. Auch dann, wenn ich leise bin. Auch dann, wenn ich zweifle.
Ich habe gelernt, dass mein eigener Weg nicht perfekt sein muss – sondern echt.
Und ich sehe: Meine Kinder nehmen das wahr. Sie spüren, dass da eine Mama ist, die sich traut, ehrlich zu leben. Und das schenkt auch ihnen den Raum, echt zu sein.
Und du?
Vielleicht magst du dich heute einfach mal fragen:
Was in mir ist noch angepasst – und was möchte endlich echt sein?
Ich bin froh, dass du hier bist.
Dass du suchst. Spürst. Und vielleicht auch ein bisschen taumelst – so wie ich.
Denn genau daraus wächst das Neue.
Alles Liebe zu dir,
deine Impulsstifterin 💛