Wenn ein geliebter Mensch geht - mein persönlicher Weg durch die Trauer

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Der Moment, in dem die Welt stillsteht

 

Es war meine geliebte Oma.

Die Frau, mit der ich stundenlang Gespräche führen konnte, die mich aber auch ohne viele Worte verstand.

 

Und dann – eines Morgens – war sie nicht mehr dieselbe.

 

Am Abend zuvor war noch alles wie immer.

Doch plötzlich konnte sie keine Worte mehr finden.

Ein Schlaganfall hatte das Sprachzentrum in ihrem Gehirn getroffen.

Und sie erholte sich nicht mehr davon.

 

Es war, als wäre sie noch da – aber nicht mehr erreichbar.

Kein letztes Gespräch, kein Abschied, kein „Ich hab dich lieb“.

Und dann: Stille. Endgültigkeit.

 

Der erste Tod, den ich bewusst erlebt habe.

 

Ich war gerade frisch zum zweiten Mal Mama geworden.

Mitten im Babyduft. In der Erschöpfung.

In einem neuen Leben – und dann dieser Schmerz.

 

Ich fühlte mich zerrissen.

Und ich fühlte mich schuldig.

Weil ich die Anzeichen nicht gesehen hatte.

Weil ich nicht da war, als es passierte.

Weil ich glaubte, ich hätte es verhindern können.

 


 

Mein Weg durch die Trauer

 

Trauer hat viele Gesichter.

Sie ist nicht logisch.

Nicht planbar.

Sie ist wild.

Roh.

Ehrlich.

 

Ich habe lange versucht zu funktionieren.

Für meine Kinder. Für den Alltag.

Aber innen drin war ich ein kleines, wankendes Häufchen Elend.

 

Und irgendwann – mitten im Stillen,

mitten in einem stummen Gespräch mit meiner Oma am Grab –

wurde mir etwas klar:

 

Ich hatte das Gefühl, keinen richtigen Abschied genommen zu haben.

Aber vielleicht …

vielleicht war es auch einfach so, wie es sein sollte.

 

Vielleicht war unsere gemeinsame Zeit genau so gemeint.

Vollendet. In sich rund.

 

Ich fing an, Fragen zu stellen, die ich mir vorher nie erlaubt hatte:

Was passiert, wenn ein Mensch geht?

Wo sind wir, wenn wir nicht mehr hier sind?

Was bleibt – außer Erinnerungen?

Ein neuer Blick auf den Tod: Trost aus der Tiefe

 

Für mich war es irgendwann ein Trost zu spüren: Es geht weiter.

Nicht in der Form, wie wir es kennen –

aber als Seele, als Energie, als Teil eines großen Ganzen.

 

Ich glaube, dass wir Seelen sind,

die hier auf dieser Erde eine Hülle tragen,

einen Körper, um Erfahrungen zu machen.

 

Und wenn unsere Zeit hier erfüllt ist,

legen wir diese Hülle ab –

und kehren zurück.

 

Dorthin, wo es still ist.

Weit.

Frei.

Grenzenlos.

Nicht greifbar, aber spürbar.

 

Diese Sichtweise hat mir geholfen, loszulassen.

Nicht mit Schmerz, sondern mit Liebe.

Nicht mit Wut, sondern mit einem leisen Verstehen.

 

Vielleicht war es genau die Aufgabe meiner Oma,

in dieser Lebenszeit genau mir zu begegnen.

Mir etwas mitzugeben.

Und dann zu gehen.

 

Ich habe oft mit ihr gesprochen –

am Grab, in Gedanken, bei Spaziergängen.

Ich habe ihr erzählt, was mich bewegt.

Von meinen Kindern. Was sie entdecken. Wie sie lachen. Was sie Neues können.

Von meinem Alltag. Meinen Fragen. Meinen Frustrationen.

 

Ich habe geweint. Geflüstert. Gelächelt.

 

Und mit der Zeit wurde der Kloß in meinem Hals weicher.

Die Schwere in meiner Brust leichter.

Die Tränen – sie kamen.

Aber sie waren nicht mehr nur Schmerz.

Sie waren Reinigung.

Ein Ventil von innen nach außen.

 


 

Drei liebevolle Impulse, die mir geholfen haben

 

1. Gefühle zulassen – so oft und so ehrlich wie möglich

Tränen dürfen fließen. Auch immer wieder.

Sie sind nichts, wofür wir uns schämen müssen.

Sie lösen. Sie waschen. Sie befreien.

 

Manche atmen. Manche weinen. Manche schreien.

Alles ist erlaubt.

So wie du bist, ist es richtig.

 

2. Der Seele Raum geben – in Gesprächen, im Schreiben, im Schweigen

Ob du am Grab sitzt oder ein Blatt Papier nimmst: Sprich.

Oder schreib. Oder sei einfach still in Verbindung.

 

Was zählt, ist, dass du deinem inneren Erleben Raum gibst.

Nicht, um etwas zu verarbeiten.

Sondern um zu spüren: Ich bin verbunden. Immer.

 

3. Den Blick weiten – über den Tod hinaus

Wenn du daran glaubst –

und selbst wenn du es nur versuchsweise zulässt –

dass wir Seelen sind, die sich wieder begegnen:

Dann verliert der Tod seine Endgültigkeit.

 

Dann wird der Abschied zum Übergang.

Und aus „Nie mehr“ wird vielleicht ein „Irgendwann wieder“.

 


 

Was sich in mir verändert hat

 

Ich bin nicht mehr dieselbe Frau wie vorher.

Ich bin verletzlicher. Und stärker.

Zarter. Und tiefer verwurzelt.

 

Ich weiß, was zählt.

Ich weiß, was bleibt.

Ich weiß, wie kostbar alles ist,

was nicht selbstverständlich ist.

 

Ich weiß: Die Liebe bleibt.

Und dass wir uns wiedersehen –

in einer anderen Zeit,

an einem anderen Ort,

in anderen Hüllen.

 

Aber die Seele …

die Seele erkennt. Immer.

 

Ich brauche die Gespräche mit ihr heute nicht mehr jeden Tag.

Aber manchmal kommt eine Erinnerung.

Ein Duft.

Ein Sonnenstrahl.

 

Und dann weiß ich: Sie ist da.

Und ich bin da.

Und das reicht.

Vielleicht begegnen wir uns wieder

 

Nicht hier.

Nicht jetzt.

Aber irgendwann.

 

Und unsere Seelen werden sich erkennen.

 


 

Was gibt dir Trost, wenn du an den Verlust eines geliebten Menschen denkst?

Gibt es einen Gedanken, der dich hält,

wenn alles andere zerfällt?

 

Ich wünsche dir von Herzen,

dass du deinen ganz eigenen Weg durch die Trauerverarbeitung findest.

In deinem Tempo. In deiner Tiefe. In deiner Wahrheit.

 

Mit Liebe,

Deine ImpulsStifterin